Heilkraut: Kalmus

Der Kalmus

Europa entdeckte ihn lange nach den Ägyptern – als Magenbitter. Dabei kann Kalmus viel mehr als nur strapazierte Nerven beruhigen und Rauchern die Zigarette vermiesen. Er birgt aber auch Gefahren, welche das sind, erfahrt ihr hier!

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Wie sieht die Kalmuswurzel aus und wo wächst sie?

Kalmus gedeiht überall in Europa an Gräben, Sumpfwiesen, Seeufer, Teichen und entlang von fließenden Gewässern. Wie das Schilf ist auch der Kalmus eine Sumpfpflanze.

Meist taucht die Pflanze nur vereinzelt auf, weshalb sie in vielen Ländern unter Naturschutz steht. Der Grund dafür liegt am mitteleuropäischen Klima, welches nicht ausreicht, um die Früchte des Kalmus zur Reife zu bringen. Nur mit Hilfe des im Schlamm wachsenden Wurzelstockes kann sich die Pflanze ausbreiten.

Der sehr angenehme Geruch der Pflanze erinnert an den Geruch von Mandarinen, der Geschmack hingegen ist recht bitter, eher pfefferartig. Das Naturheilmittel wird in einigen Ländern zur Aromatisierung von Branntweinen und Bieren verwendet. Der gekochte Wurzelstock findet oft Anwendung als Nahrung. Ebenfalls interessant: Laut Überlieferungen vertreibt die Pflanze Wanzen und schützt Kleider vor Motten.

Aus einem gut daumendicken unterirdisch kriechenden Wurzelstock schieben sich dreikantige Stängel und lange, schwertförmige Blätter. Sie können gut einen Meter hoch werden und erinnern an Iris. Den Blütenstand bilden im Juni und Juli winzige grüne Blüten auf einem bis zu zehn Zentimeter langen Kolben. Die Vermehrung erfolgt ausschließlich über die Wurzel, da der Kalmus in Mitteleuropa keine Früchte trägt. Er legt jährlich rund 20 Zentimeter zu.

Der wissenschaftliche Name der Heilpflanze lautet Acorus calamus, er gehört in die Pflanzenfamilie Aronstabgewächse, genauer gesagt zu den Araceae. Die Kalmuswurzel ist aber auch bekannt unter den Namen: Deutscher Zitwer, Brustwurz, Ackerwurz, Ackermann, Karmsen, Deutscher Ingwer, Bajonettstangen oder Kalmuswürze.

Warum ist er als Heilkraut ein Spatsünder

In seiner ursprünglichen Herkunft in Asien hat Kalmus eine lange Tradition als Heilpflanze. Seine Bekanntheit reichte über den Nahen Osten aber nicht hinaus. Erst im 16. Jahrhundert trat das Gewächs von Wien aus seinen Weg durch Europa an. Seither wird Kalmus für die Verdauung eingesetzt, gleichermaßen aber auch als Gewürz und Likörzutat. So war im 18. Jahrhundert besonders kandierter Kalmus als Verdauungsmittel beliebt.

Die Wirkung von Kalmus

Die Heilwirkung der Pflanze ist vielfältig. Sie wirkt magenwirksam (verdauungsfördernd), blutstillend, appetitanregend, windtreibend, sedativ und schweißtreibend.

Die wichtigen Inhaltsstoffe des Kalmus sitzen in der Wurzel, die man im Spätherbst ausgräbt. Der aromatische Wurzelstock wird in 1 cm große Stücke geschnitten und getrocknet. Inhaltsstoffe wie Ätherische Öle, Asarone, Gerb-, Schleim- und Bitterstoffe sind wie eine Art Magenbitter für die Verdauung: anregend und reizmildernd zugleich.

Die Wurzel ist sowohl innerlich als auch äußerlich anzuwenden. Als eine innere Anwendung verwendet man Kalmus bei Verdauungsbeschwerden im Magen-Darm-Trakt, Magen- und Darmkrämpfe, aber auch bei Koliken und Appetitlosigkeit. Die ätherischen Öle wirken krampflösend, Asarone beruhigen, weshalb Kalmus auch Asthmabeschwerden lindert. Als Badezusatz regt er niedrigen Blutdruck an, vertreibt Erschöpfung und stärkt die Nerven – eine positive Wirkung, die vor allem in der ayurvedischen und chinesischen Medizin eine Rolle spielt. Die beruhigende Eigenschaft von Kalmus ist ebenfalls bestätigt.

Verwendung der Kalmuswurzel

Für die Anwendung von einem Kalmuswurzeltee könnt ihr einen Teelöffel Kalmuswurzeln (zerkleinert) mit kochendem Wasser übergießen und den Tee für fünf Minuten ziehen lassen. Eine Alternative stellt die Kalmus-Tinktur dar, davon nehmt ihr dann dreimal täglich 30 Tropfen. Doch auch ein Aufguss ist möglich. Hierfür setzt ihr zerkleinerte Kalmuswurzeln mit kaltem Wasser an, die anschließend zehn Stunden ziehen müssen.

Kalmus hilft bei der Rauchentwöhnung

Wer sich das Rauchen abgewöhnen will, kann auf Kalmus kauen. Der bittere Geschmack sorgt dafür, dass euch der Zigarettengenuss entwöhnt wird. Die Inhaltsstoffe der Kalmus lassen den Rauch im Mund so unangenehm schmecken, dass einem übel wird. Das vermiest dem Raucher die Lust auf eine Zigarette. Allerdings kann eine hohe Dosis Kalmuswurzel auch eine halluzinogene Wirkung auslösen.

Mögliche Nebenwirkungen

Die medizinische Wirkung des Kalmus hat westliche Pharmakologen zu keiner Zeit überzeugt. Als die neue Heilpflanze auftauchte, bot die heimische Pflanzenmedizin bereits reichlich verdauungsfördernde Kräuter, die bekannt und erprobt waren. Heute richtet sich die Skepsis gegen die im Kalmus enthaltenen Asarone, die zwar beruhigend wirken, aber auch als giftig für eure Gesundheit gelten. Der indische Kalmus mit dem hohen Gehalt an Beta-Asaron (etwa 80%) hat sich bei Tieren sogar als krebserregend erwiesen. Weitere Nebenwirkungen können eine Schädigung der Nieren und Krampfanfälle sein.

Dagegen enthält die nordamerikanische Variante nur Spuren von Asaron und gilt als unbedenklich. Dennoch sollte auch der Kalmuswurzeltee nicht über längere Zeit getrunken werden. Hinweis: Für Schwangere ist er ungeeignet, ebenso wie das früher oft empfohlene Stück Kalmuswurzel für zahnende Kleinkinder.