Die Heilpflanze: Brennnessel

Die Brennnessel

Jeder kennt die schmerzhafte Begegnung mit einer Großen oder Kleinen Brennnessel. Dabei kann die Heilpflanze auch anders, wie etwa entzündliche Erkrankungen vertreiben oder beim Abnehmen helfen.

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Wie sieht die Brennnessel aus und wo wächst sie?

Große Brennnessel (Urtica dioica) und Kleine Brennnessel (Urtica urens) sind die wichtigsten hiesigen Vertreter einer fast weltweit vorkommenden Pflanzenfamilie. Beide haben heilende Wirkung. Während die Große Brennnessel bis zu 150 Zentimeter hoch werden kann, schafft die kleine Schwester gerade mal ein Drittel. Die kantigen, behaarten Stängel tragen herzförmige, spitz zulaufende Blätter, die geädert und am Rand gezackt sind. Verwendete Pflanzenteile: Samen und Kraut. Die Sammelzeit ist von März bis August.

In der Blütezeit von Juni bis Oktober erscheinen grünlich-weiße Blütenrispen. Brennnesseln (Kurzform: Nesseln) breiten sich überall schnell aus, bevorzugen aber nährstoffreiche Böden wie im Garten, sehr zum Leid vieler Gartenbesitzer, die in ihnen nur ein lästiges Unkraut sehen.

Worin findet die Brennnessel Anwendung?

Brennnesselkraut ist vor allem für die innerliche Anwendung geeignet. Erwiesen ist, dass Brennnesselblätter entzündungshemmend wirkt und eine harntreibende Wirkung besitzen. Sie können bei rheumatischen Erkrankungen, entzündlichen Gelenkerkrankungen oder bei Harnwegsentzündungen wie etwa einer Blasenentzündung eingesetzt werden. Klinische Studien belegen sogar die Wirksamkeit bei Arthrose und Rheuma.
Auch für eine Durchspültherapie zur Vorbeugung von Nierensteinen eignet sich das frische Brennnesselkraut. Den entwässernden Effekt durch die Extrakte der Brennnesselblätter nutzen viele Kräuterkundige gerade im Frühjahr für eine Diät oder Entschlackungskur.
Die pflanzlichen Hormone in den Wurzeln lindern Beschwerden bei gutartiger Prostatavergrößerung, auch das belegen anerkannte Untersuchungen. Die Volksmedizin schreibt der Brennnessel noch weitere Wirkungen zu: Sie soll die Blutbildung anregen, die Wundheilung fördern und die Liebeslust steigern.

Bei der äußerlichen Anwendung eignet sich das Kraut vor allem für fettiges Haar. Der Grund: Die Heilpflanze wirkt entfettend.

Welche Inhaltsstoffe stecken in dem Kraut?

Die medizinisch wirksamen Inhaltsstoffe befinden sich in den Blättern und Wurzeln. Die Blätter enthalten Flavonoide und weisen einen hohen Gehalt an wichtigen Wirkstoffen wie Kalium, Kalzium, Kieselsäure und Eisen, außerdem Vitamin A und Vitamin C und ungesättigte Fettsäuren auf. In den verzweigten Wurzeln stecken Phystosterole als wirksame Bestandteile. Das Grün kommt frisch oder getrocknet als Tee oder Pflanzenextrakt zum Einsatz, die Wurzel wird getrocknet und gemahlen verwendet.

Warum schmerzt die Pflanze auf der Haut?

Der Name "Urtica" stammt von der Eigenschaft, die die Pflanze besonders unbeliebt macht, denn "Urtica" bedeutet "brennen". Wer sie berührt, fängt sich einen brennenden Schmerz ein. Denn das gesamte Heilkraut ist mit Brennhaaren überzogen, ein Schutzmechanismus gegen Fressfeinde. Schon bei leichter Berührung brechen die Spitzen dieser Haare ab und ihre Inhaltsstoffe – Ameisensäure, Histamin, Acetylcholin – werden in der Haut freigesetzt. Sofort beginnen Beschwerden wie ein heftiges Brennen auf dem Körper. Auch Quaddeln kommen zum Vorschein, sie bilden sich dort, wo die Haut mit der Pflanze in Kontakt kam. Dabei ist das Nesselgift der Kleinen Brennnessel besonders schmerzhaft.

Wann ist die Heilpflanze genießbar?

Brennnesselblätter stellen in der Küche einen optimalen Spinatersatz aufgrund ihrer gesunden Inhaltsstoffe dar und lassen sich genauso einfach zubereiten. Keine Angst vor den Brennhaaren – sie verlieren durch die Verarbeitung ihre Wirkung. Die jungen Blätter können etwa von März bis Mai sogar als Salat verwendet werden, ganz ohne Schmerzrisiko. Denn im Frühjahr sind die Brennhaare der jungen Pflanzen noch nicht ausgebildet.

Ein echtes traditionelles und gesundes Hausmittel ist der Brennnesseltee. Übergießt dafür mehrmals täglich frische Blätter mit kochendem Wasser und lasst es für einige Minuten ziehen. Die Wirkung der Blätter ist vielfältig, sie eignen sich zum Beispiel für die Haare ähnlich gut wie für die Haut. Die Samen der frischen Brennnesseln lassen sich gegen Haarausfall und als Vitalitätstonikum einsetzen.

Was kann die Pflanze sonst noch?

Die Brennnessel ist eine wichtige Nahrungsquelle für viele Schmetterlingsraupen. Die Raupen von Tagpfauenauge oder Kleinem Fuchs fressen nichts anderes. Die Verwendung von Brennnesseljauche gilt als hervorragender Bio-Dünger für Gemüse und als Blattlausvernichter – ihren Gestank muss der Gärtner allerdings ertragen können. Und ein alter Brauch verspricht: Wer am Gründonnerstag Brennnesselgemüse isst, hat das ganze Jahr keine Geldsorgen.